Mein Weg zur freiberuflichen Service Designerin
Immer wieder erzähle ich meine Geschichte und was hinter den Stationen in meinem Lebenslauf steht. Jetzt habe ich diese einmal aufgeschrieben:
Die Anfänge
Geboren und aufgewachsen bin ich im Saarland. Die Lage im Dreiländereck hat mich geprägt. Bis heute bin ich weltoffen und neugierig auf andere Kulturen. Schon früh zog es mich raus in die weite Welt. Mit 16 Jahren habe ich das elfte Schuljahr in den USA verbracht. Die ersten Tage tat ich mir noch schwer, denn Englisch habe ich erst als dritte Fremdsprache ab der neunten Klasse gelernt. Doch den Rückstand habe ich in wenigen Wochen aufgeholt und profitiere noch heute von meinen fundierten Englischkenntnissen.
Schon in der Schulzeit war mir klar, dass ich beruflich mal „was mit Medien machen“ wollte. 1998 machte ich meine ersten Schritte im Internet. In einer neu gegründeten Multimedia-Arbeitsgemeinschaft unseres Gymnasiums experimentierten wir mit den neuen Möglichkeiten des Internets, das zu der Zeit langsam Einzug in unseren Alltag hielt. Ich brachte mir selbst bei, mit HTML Websites zu erstellen.
2003 gründete ich kurz nach dem Abitur mit CreaMedia meine erste Firma. Statt mit typischen Schüler- und Studentenjobs verdiente ich mir sechs Jahre lang mit dem Erstellen von Websites und Online-Shops und der Fotografie etwas Geld hinzu.
Das Studium
Die Entscheidung für ein Studiengang fiel mir trotzdem nicht leicht. Mit dem Studiengang OnlineMedien in Furtwangen fand ich schließlich einen Studiengang, der meinen vielseitigen Interessen gerecht wurde. Durch das Studium mit einer Mischung aus Informatik, Gestaltung und Wirtschaft, konnte ich in verschiedene Bereiche hineinschnuppern und mir ein solides Grundwissen in allen drei Bereichen aufbauen. Das hilft mir bis heute, auf Augenhöhe mit Designern und Entwicklern zu kommunizieren.
Furtwangen, im Schwarzwald in fast 1.000 Meter Höhe gelegen, liegt nicht jedem. Man sagt, dass Furtwangen die einzige Hochschule in Deutschland mit zwei Wintersemestern ist und tatsächlich konnten wir zu Beginn des Sommersemesters fast immer noch Skifahren. Ich fühlte mich von Anfang an wohl und lernte vor allem den engen Kontakt zu unseren Professoren und anderen Studierenden zu schätzen. Bis heute arbeite ich mit einigen meiner Kommilitonen regelmäßig zusammen.
Besonders ist auch die hohe praktische Ausrichtung des Studiums in Furtwangen. In einem Praxissemester bei der Moltomedia GmbH in Saarbrücken, einem Projektstudium mit dem Science House und meiner Bachelor-Thesis bei der IMC AG konnte ich praktische Erfahrung sammeln. Immer wieder hat sich dabei herauskristallisiert, dass ich meine Stärken am ehesten in der strategischen und konzeptionellen Arbeit einbringen kann.
Der Berufseinstieg
Trotz der Wirtschaftskrise 2009 hatte ich nach dem Studium gleich drei Stellenangebote in Freiburg, Mannheim und Köln. Ich entschied mich für die BGA Group in Freiburg, die mir die interessanteste Stelle bot. In der internationalen Kommunikationsagentur mit knapp 50 Mitarbeitern war meine Position als Beraterin/Konzepterin Web/IT neu geschaffen. Ich sollte meinen Kollegen Aufgaben abnehmen und sie entlasten. Gleichzeitig konnte ich viele Ideen, auch für zusätzliche Leistungen einbringen.
Von Anfang an bildete ich mich kontinuierlich weiter. 2011 nahm ich an einer einwöchigen Summer School des Copenhagen Institute of Interaction Design (CIID) teil. Dort hörte ich zum ersten Mal von Service Design als formaler Disziplin. Ich war fasziniert, weil die Philosophie, Wert für Kunden zu schaffen, meine Arbeitsweise gut beschrieb. Von da an tauchte ich tiefer in das Feld ein, entdeckte neue Methoden und entwickelte meine Leistungen weiter.
Den Bereich Beratung und Konzeption bei der BGA Group aufzubauen war über 2,5 Jahre eine spannende Aufgabe. Doch mit meinem neuen Augenmerk auf Service Design kam ich in der Agentur nicht weiter und fand auch sonst in der Region wenig Anknüpfungspunkte. Als dann die Gründer der Agentur überraschend verkündeten, die Agentur nicht weiterführen, sondern schließen zu wollen, zögerte ich nicht lange und gründete wieder mein eigenes Unternehmen.
Die Selbstständigkeit
Die Geburtsstunde von Digitale Konzepte mit mehr Wert war im Mai 2012. Ich wollte das weiterführen, was ich in der Agentur gut und gerne gemacht habe und um weitere Leistungen ergänzen. Neu war vor allem die Konzentration auf Service Design Thinking und Google Analytics. Dankenswerterweise kamen von Anfang an vor allem aus meinem Netzwerk genug Aufträge, um – mal besser und mal schlechter – davon leben zu können.
Parallel dazu habe ich schon länger nach einer Möglichkeit gesucht, mich im Bereich Service Design berufsbegleitend weiterzubilden. Da hat Deutschland definitiv noch Nachholbedarf! Schließlich habe ich in Finnland ein Programm gefunden, das auch inhaltlich perfekt passte. Bei 100–200 Bewerbungen pro Jahr auf 25 Plätze rechnete ich mir in der Aufnahmeprüfung wenig Erfolgschancen aus. Doch ich setzte mich tatsächlich im ersten Anlauf durch. Zwischen September 2013 und Dezember 2015 verbrachte ich drei Tage pro Monat für Vorlesungen in der Nähe von Helsinki und unzählige Stunden zu Hause. Durch das Studium konnte ich mein Wissen vertiefen und mich mit Kollegen aus der ganzen Welt zu praktischen Erfahrungen austauschen.
Seit einigen Jahren arbeite ich eng mit Benjamin Blankenburg zusammen, den ich bereits seit vielen Jahren kenne und schätze. 2020 haben wir gemeinsam Service Design Süd West gegründet. Unsere Vision ist eine Genossenschaft, welche die vielfältigen Kompetenzen in unserer Region von Südbaden bis ins Saarland besser sichtbar macht. Die Gründung zu zweit mit einem großen Netzwerk an Freiberuflern ist unser erster Schritt dahin.
Seit meiner Gründung sind mehr als 10 Jahre vergangen. Meine Kunden, Projekte und auch Leistungen verändern sich stetig, doch meine Vision bleibt: Ich helfe Unternehmen, neueste Technologien zu nutzen, um Menschen glücklich zu machen und dadurch gesund zu wachsen.