Bei den vielen Begriffen, die zu Innovation durch das Netz schwirren, verliert man schnell den Überblick. Design Thinking und Lean Startup sind beides iterative Prozesse zur nutzerzentrierten Innovation. Beide teilen viele Gemeinsamkeiten, aber es gibt auch einige entscheidende Unterschiede.
Design Thinking wendet die Arbeitsweise von Designern an, um komplexe Fragestellungen innovativ zu lösen. Zunächst werden menschliche Bedürfnisse aufgedeckt, um anschließend passende Lösungen zu konzipieren. Lean Startup beschreibt eine schlanke Unternehmensgründung. Ziel ist es, die eigenen Annahmen möglichst schnell am Markt zu validieren, daraus zu lernen und schließlich einen Product-Market Fit – eine Überstimmung zwischen Bedürfnissen und Produktmerkmalen – zu finden.
Gemeinsamkeiten zwischen Design Thinking und Lean Startup
Design Thinking und Lean Startup arbeiten strikt nutzerorientiert. Technische Machbarkeit und Wirtschaftlichkeit sind zwar ebenso wichtig. Ausgangspunkt für Innovationen sind aber immer Menschen mit ihren Bedürfnissen. Damit das gelingt, werden Nutzer in den Prozess einbezogen. Sie geben kontinuierlich Feedback, so dass möglichst wenig Ressourcen dafür verschwendet werden, Innovationen zu entwickeln, die niemand braucht.
Beide Ansätze motivieren zu schnellem Handeln, statt lange im stillen Kämmerlein an perfekten Lösungen zu feilen. Schnelle Prototypen dienen dazu, die Lösung selbst zu reflektieren und machen diese für potentielle Nutzer greifbarer. Die Version einer Lösung, die es erlaubt, mit möglichst wenig Aufwand möglichst viel zu lernen, wird in Lean Startup Minimum Viable Product (MVP) genannt. Innovationen sind immer mit Ungewissheit verbunden. Daher geht es bei beiden Ansätzen darum, die Ungewissheit möglichst schnell zu reduzieren. Je schneller man feststellt, dass eine Lösung nicht funktioniert, desto schneller kann man sich Varianten widmen und sich so schrittweise einer tragfähigen Lösung annähern.
Beide Ansätze nutzen ähnliche Methoden. Häufig unterscheiden sich jedoch die dafür verwendeten Begriffe, auch wenn fast das gleiche gemeint ist. So spricht man bei Design Thinking beispielsweise von „Iterationen“, um zu beschreiben, dass Prozessschritte wiederholt werden, um sich einer Lösung anzunähern. In Lean Startup hingegen wird eine Änderung des Geschäftsmodells „Pivot“ genannt.
Unterschiede zwischen Design Thinking und Lean Startup
Der wichtigste Unterschied ist, dass Ideenfindung Teil des Design Thinking Prozesses ist, während Lean Startup von einer bestehenden Idee ausgeht. Design Thinking startet ausgehend von einer Fragestellung und beschäftigt sich zunächst ausgehend mit der Herausforderung, bevor überhaupt Lösungen entwickelt werden. Das bessere Problemverständnis führt zu frischen, weniger naheliegenden Lösungen.
Lean Startup fokussiert darüber hinaus eindeutig auf das Geschäftsmodell, während sich Design Thinking ganz allgemein zur Problemlösung und Optimierung anwenden lässt.
Bei den Methoden setzt Design Thinking überwiegend auf qualitatives Feedback. Wenige tief gehende Gespräche mit Nutzern sind wichtiger als eine repräsentative Masse. Bei Lean Startup hingegen ist auch quantitatives Feedback auf Basis von Kennzahlen wichtig, um Annahmen zum Geschäftsmodell zu validieren.
Lean Design Thinking kombiniert das Beste aus beiden Welten
Die Stärken beider Ansätze lassen sich kombinieren. Lean Design Thinking, wie von Roland M. Müller und Katja Thoring vorgestellt, bildet den kompletten Prozess ab, ausgehend von einer Fragestellung, über einen Lösungsansatz, bis hin zu einem validierten Geschäftsmodell.
Design Thinking eignet sich vor allem zu Beginn des Prozesses, um das Problem zu verstehen und Ideen zu entwickeln. Die daraus entstehenden Lösungsansätze werden nach dem Lean Startup Ansatz validiert. In jedem Prozessschritt werden sowohl qualitative als auch quantitative Tests durchgeführt.
Design Thinking können Sie auf eine Vielzahl von Fragestellungen anwenden. Immer dann, wenn es um eine Geschäftsidee geht, macht die Kombination mit Lean Startup Sinn, um begleitend ein Geschäftsmodell zu entwickeln und am Markt zu validieren. Design Thinking eignet sich zur Ideenfindung, wenn Sie noch keine Geschäftsidee haben und sorgt dafür, gleich mit besseren, weniger naheliegenden Ideen in den Lean Startup Prozess einzusteigen.
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