Seit ich selbstständig bin, investiere ich einen Teil meiner Arbeitszeit in ehrenamtliches Engagement. Und einen Teil meines Einkommens spende ich für den guten Zweck. Häufig werde ich gefragt, warum ich das tue. Die Adventszeit nehme ich zum Anlass, zu erklären, welche Organisationen mir besonders am Herzen liegen und warum ich mich für diese engagiere.
Flüchtlingshilfe Zuflucht Müllheim
Das beherrschende Thema in diesem Jahr war sicher die Flüchtlingskrise. Schon seit vielen Monaten habe ich mir Gedanken gemacht, wie ich helfen könnte. Ich glaube, dass gerade Service Design dazu beitragen könnte, Prozesse zu gestalten, um besser mit dem Flüchtlingsstrom umzugehen und das Chaos, wie im Berliner Lageso, zu reduzieren. Ich weiß von entsprechenden Initiativen in anderen Ländern und bin gespannt auf deren Ergebnisse.
Durch die Doppelbelastung mit Arbeit und berufsbegleitendem MBA-Studium hatte ich nicht die Zeit, mich auf ein weiteres Engagement einzulassen. Doch als ich dann einen Aufruf gelesen habe, dass der örtliche Verein dringend Unterstützung bei der Website benötigt, habe ich mich trotzdem gemeldet. In den letzten Wochen haben wir begonnen, die Website von Zuflucht Müllheim inhaltlich ausbauen, um die Bürger besser darüber zu informieren, was der Verein leistet und wie sich jeder Einzelne einbringen kann. Ich hoffe auf mehr Zeit im nächsten Jahr, um mich auch in anderen Bereichen des Vereins stärker engagieren zu können.
Ich bin überzeugt, dass jeder Einzelne von uns helfen kann, Flüchtlinge vor unserer Haustür willkommen zu heißen. Es braucht nicht viel Zeit, um zu helfen – es reicht die richtige Einstellung. Diese Menschen haben viel durchgemacht und ihre Zukunft ist ungewiss. Wenn jeder im Rahmen seiner Möglichkeiten ein klein wenig gibt – Zeit, Geld oder auch nur ein Lächeln – ist schon viel getan. Unbestritten ist das eine große Herausforderung für Deutschland und Europa. Wir können den Flüchtlingsstrom nicht aufhalten, aber wir können das Beste daraus machen!
Oaxaca Streetchildren Grassroots
Im Anschluss an mein Auslandssemester in Mexiko wollte ich nicht nur durch das Land reisen, sondern auch etwas zurückgeben. Nach Monaten am Tec de Monterrey, einer teuren Privathochschule, wollte ich auch den anderen Teil der mexikanischen Gesellschaft kennenlernen, der von einer solchen Ausbildung nur träumen kann. Zwei Wochen habe ich über den Jahreswechsel 2008/2009 im Centro de Esperanza Infantil im wunderschönen Oaxaca verbracht und Juanita in der Küche unterstützt.
Auf den ersten Blick trifft man im Centro auf ganz normale Kinder und Jugendliche, die passable Kleidung tragen und auf ihrem MP3-Player Musik hören. Doch schon nach wenigen Tagen vor Ort offenbart sich, dass das viel mit der Arbeit des Centros zu tun hat. Viele der Familien sind Indios aus abgelegenen Dörfern, die ihre eigene Sprache sprechen und nie lesen und schreiben gelernt haben. In der Stadt mussten sie erst Spanisch lernen und halten Sie sich mit Hilfsarbeiten über Wasser. Da sind die Mitarbeiter des Centro, die das Haltbarkeitsdatum auf Lebensmitteln nicht lesen können und ohnehin nie auf die Idee kämen, Lebensmittel wegzuwerfen, die noch irgendwie genießbar sind. Und da sind die Eltern, die mit komplett abgelaufenen Schuhen ihren jährlichen Freiwilligeneinsatz leisten und bei jedem Schritt umknicken.
Paten aus aller Welt unterstützen die Kinder finanziell, damit die Familien sich die Schulmaterialien leisten können und die Kinder zur Schule gehen können. Jeden Tag bekommen die Kinder eine warme Mahlzeit, am Nachmittag finden Kurse statt und bei Bedarf erhalten die Familien medizinische Unterstützung. Seit meiner Rückkehr bin ich nun selbst Patin. Mein Patenkind ist mittlerweile 16 Jahre alt und ein sehr guter Schüler, der gerne Informatiker werden möchte. Weniger als 20€ pro Monat machen einen großen Unterschied für ein Kind in Mexiko!
Startup Weekend Basel
Das Startup Weekend Basel habe ich 2012 als Teilnehmerin kennengelernt und in den letzten drei Jahren als Teil des Organisations-Teams mit geprägt. Bei einem Startup Weekend entwickeln Teilnehmer unterstützt von Coaches ihre Ideen an einem Wochenende zu Geschäftsmodellen weiter. Ich glaube, dass Teams, die am Sonntag vor der Jury die gleiche Idee präsentieren wie am Beginn des Wochenendes, nicht genug gelernt haben. Die eigene Idee zu verwerfen ist schmerzhaft, setzt aber jede Menge Energie frei und führt letztendlich eher zum Erfolg.
Als Organisatoren stellen wir nur den Rahmen. Wir bringen Menschen mit ähnlichen Interessen und Zielen zusammen und geben Ihnen Hilfsmittel an die Hand, um aus ihren Ideen Wirklichkeit werden zu lassen. Das ist jede Menge Arbeit. Über das Jahr kommen so bei jedem aus unserem Team schnell 100 und mehr Arbeitsstunden zusammen – 2,5 komplette Arbeitswochen unentgeltlich. Mir gibt es die Gelegenheit, typische Fehler zu sehen, Methoden auszuprobieren und Kontakte zu knüpfen. Von diesen Erfahrungen und von diesem Netzwerk profitieren meine Kunden!
Daneben bin ich weiterhin als aktive Teilnehmerin bei Events, wie Barcamps oder dem Open Data Hackathon, dabei. Fast immer habe ich dabei eine Präsentation im Gepäck. Nächstes Jahr möchte ich neben dem Startup Weekend Basel wieder stärker in der Service Jam Community aktiv werden und kürzere Events zu Themen wie Design Thinking, Lean Startup oder LEGO® SERIOUS PLAY® organisieren. Ich würde mich auch freuen, meine Erfahrungen für Innovations-Events in Unternehmen einzusetzen.
Women in Tech
In die Rolle als Organisatorin der Women in Tech Meetups bin ich eher unfreiwillig hineingerutscht. Als ich 2012, damals noch unter dem Namen „Girl Geek Dinner“ von der Gruppe erfahren habe, hatte ich erst Zweifel, ob es eine solche Gruppe nur für Frauen braucht. In der Vergangenheit fand ich die Atmosphäre in reinen Frauen-Gruppen oft schwierig und bevorzuge daher gemischte Gruppen. Doch im Laufe der Zeit habe ich den Austausch mit anderen Frauen immer mehr schätzen gelernt. Mal gibt es Präsentationen, mal Diskussionen zu einem bestimmten Thema und manchmal auch einen offenen Austausch in gemütlicher Atmosphäre. Meist sprechen wir Englisch, weil wir daran Freude haben und es für uns eine gute Übung ist. Wir sind eine kleine Gruppe, in der wir uns sehr offen miteinander austauschen und uns sicher fühlen, auch mal Präsentationen zu testen und offenes Feedback zu bekommen.
Und das Thema ist wichtig: Noch immer verdienen Frauen weniger als ihre männlichen Kollegen und bei Konferenzen stehen mehr Männer auf der Bühne. Bei einem Panel zum Thema Industrie 4.0 mit nur 2 Frauen bei der Open! Konferenz für digitale Innovation in Stuttgart verläuft die Diskussion eher einseitig. Da finde ich den Austausch in gemischten Gruppen, wie es zum Beispiel beim Service Experience Camp sehr gelungen war, viel fruchtbarer.
Eine Gruppe in Freiburg nur für Frauen, die sich als Geek fühlen und dazu noch Englisch reden – das schränkt unsere Zielgruppe leider sehr ein. Dabei sehen wir all diese Punkte gar nicht so streng. Wir würden gerne zumindest ein bisschen wachsen. Und ich würde gerne den Austausch mit erfolgreichen Frauen in unserer Region fördern. Um das voranzutreiben, hat in diesem Jahr die Zeit leider nicht gereicht. Ideen dazu gibt es aber viele. Stay tuned!