Der Global GovJam ist eine Schwesterveranstaltung des Global Service Jams mit Schwerpunkt auf dem öffentlichen Sektor. Er wurde 2012 als Pilotprojekt ins Leben gerufen und dieses Jahr erstmals global ausgerichtet, mit rund 30 Standorten und 650 Teilnehmenden aus aller Welt, die mehr als 120 Projekte entwickelten.
Ähnlich wie beim Service Jam, den ich im März in Freiburg organisiert habe, hatten die Teilnehmendem vom 4. bis zum 6. Juni 48 Stunden Zeit, um Innovationen zu entwickeln, diesmal zum globalen Leitmotiv „Hic sunt dracones“ – Hier sind Drachen.
Itziar Pobes, eine der Organisatorinnen und Kommilitonin in meinem berufsbegleitenden MBA in Service Innovation & Design, lud mich ein, als Mentorin zum Barcelona GovJam zu kommen. Ich habe die Gruppen vor allem beim Interaktionsdesign bei der Erstellung schneller Prototypen unterstützt.
Die rund 40 Teilnehmenden brachten viele unterschiedliche Ideen ein. Insgesamt acht Gruppen bearbeiteten folgende Themen:
- ADÉU haben sich Kindererziehung als Schlüssel für einen kulturellen Paradigmenwechsel im Umgang mit dem Tod vorstellt
- EDUcat bringt öffentliche Dienstleistungen zu den Bürger:innen mit Bussen, die auf festen und ausgewählten Routen fahren
- Lost in the government konzipierte eine Fernsehserie, bei der in jeder Folge eine bestimmte öffentliche Dienstleistung in drei verschiedenen Ländern gegenübergestellt wird
- Pop Up Street Sport will Sportveranstaltungen auf öffentlichen Plätzen mit Obdachlosen-Hilfe zusammenbringen
- Revolved möchte Familien in Krisenzeiten emotionale, rechtliche und materielle Unterstützung bieten
- Històries del Ganxet hatte die Vision eines Blogs, auf dem Schüler:innen teilen, was sie von älteren Menschen gelernt haben
LinkedCat
Aufgrund der Wirtschaftskrise erlebt Spanien eine signifikante Abwanderung von Fachkräften: Jeden Monat verlassen mehr als 400 junge Katalan:innen aufgrund fehlender Arbeitsmöglichkeiten das Land, viele von ihnen hochqualifiziert. Aus diesem Grund suchte eine Gruppe nach Möglichkeiten, einen Teil des Wissens dieser Talente in der Region zu halten und eine Verbindung zu ihnen aufrechtzuerhalten. Die Hoffnung ist, ihnen in einigen Jahren, wenn sich die Wirtschaft erholt hat, ihre Rückkehr zu erleichtern.
Ich half der Gruppe, eine klarere Vorstellung von ihren Interessenvertretern und den Geldströmen zu bekommen, um letztendlich ein echtes Wertangebot zu entwickeln. Über ein Webportal und ein halbjährliches Treffen in Barcelona sollen Fachleute, Unternehmen und Universitäten in der Region und im Ausland miteinander in Kontakt gebracht werden, um Ideen und Projekte auszutauschen und so eine Win-Win-Situation für beide Seiten zu schaffen.
One Stop Gov
Eine andere Gruppe, mit der ich am letzten Tag zusammenarbeitet habe, hatte die Idee, das Konzept des Apple Stores auf öffentliche Dienstleistungen zu übertragen. In emotionaleren Räumen in Innen- und Außenbereichen hätten die Bürger:innen Zugang zu einer Reihe von Services, von der Selbstbedienung bei einfachen Formularen bis hin zu einem Superhelden, der sie bei komplexeren Vorgängen bei jedem Schritt begleiten würde. Die Mitarbeiter:innen würden im Umgang mit der Technologie und in Empathie geschult, es würden aber auch pensionierte Bürger:innen zur Unterstützung rekrutiert, um das Vertrauen und die gegenseitige Zufriedenheit zu fördern.
Ein weiteres tolles Jam-Erlebnis
In einem fremden Land und in einer Sprache, die ich schon lange nicht mehr gesprochen habe (zumal ich den lokalen Dialekt Katalanisch nicht beherrsche), fiel es mir ziemlich schwer, den Prozess zu vereinfachen und ich konnte nicht so viel beitragen, wie ich es gerne getan hätte. Ich hoffe, dass meine Unterstützung für die Teams, mit denen ich zusammengearbeitet habe, trotzdem von Nutzen war. Ich habe auf jeden Fall zusätzliche Erfahrungen im Umgang mit bestimmten Tools gewonnen, um innovative Ergebnisse zu erzielen. Und es hat mir Spaß gemacht, Teil eines größeren Jams mit einem anderen Energieniveau zu sein.